W 49 - Details

Einige Details zum W 49 und seinem Aufbau.

 

W 49, Bodenplatte einer ganz alten Ausführung

links: Bodenplatte des W 49 schwarz

Das ist die Bodenplatte des blau hammerschlaglackierten W 49 schwarz von der übergeordneten Seite. Im Boden eingeprägt ist hier noch nicht der Begriff “Deutsche Bundespost”, sondern “Deutsche Post”, was zeigt, dass es sich um einen sehr frühen W 49 handelt. Die Beschriftung auf der ungewöhnlichen grünen Prüffeld - Stempelung (sonst meist in rot) ist leider nicht mehr lesbar. Im Innern der Kondensator vom Wecker lässt Rückschlüsse darauf zu, dass der Apparat aus dem Baujahr 1952 stammen müsste.

Die Apparate und andere technische Geräte, die etwa bis 1953/53 gebaut wurden, hatten im Durchschnitt öfters Probleme mit brechenden Drähten in der Verdrahtung. Diesen Effekt hatte man seinerzeit ebenfalls relativ häufig bei Radios. Das lag an der seinerzeit nach dem noch nicht lange zurück liegenden zweiten Weltkrieg und seinen Auswirkungen, wo oftmals nur minderwertiges Drahtmaterial zur Verfügung stand. Manche Hersteller verwandten sogar noch Restbestände von Leitungen aus Aluminium oder teils heute ungewöhnlich anmutenden Legierungen, die extrem bruchanfällig waren, besonders wenn das Material etwas gealtert war. Unter diesem Effekt leidet auch dieser frühe W 49, und zwar mittlerweile derart stark, dass man nicht umhin kommen wird, die komplette Verdrahtung bei einer geplanten Restauration zu erneuern.

Eigentlich ist man zwar immer bemüht, soviel altes Material zu erhalten, wie nur irgendwie möglich ist, aber bei diesem alten Drahtmaterial treten mittlerweile in fast allen engen Biegungen der Verdrahtung ständig Adernbrüche auf. Wenn man dann zu Reparaturzwecken den Kabelbaum nur etwas anhebt, was ja unvermeidlich ist, dann brechen gleich wieder weitere andere Adern nur durch diese geringe Bewegung. Diese Brüche treten meist genau in den Biegungskanten auf, wo die Adern ihre Richtung ändern, also irgendwie abgewinkelt sind. An anderen Stellen löst sich die Isolierung von den Adern und sorgt selbsttätig für gelegentliche Berührungen. Die alten Bauteile hingegen, wie Kondensator, Wecker, Übertrager usw. halten sich tapfer und funktionieren noch klaglos, das gilt sogar für den Nummernschalter, obwohl an dessen nsr/nsa - Kontaktfedern heftig der Grünspan nagt. Wahrscheinlich hat der Apparat in seinem “früheren Leben” lange an einer relativ feuchten Stelle gehangen, möglicherweise in einer Fabrik.

rechts:

Das Innenleben des schwarzen W 49 mit Erdtaste der Marke Hagenuk von der Vorseite. Dieser ist wesentlich neueren Datums. Der Kondensator ist mit 8.65 gestempelt, also 1965 produziert worden, während der Apparat selbst am Unterboden mit 09 / 1966 gestempelt ist, also wurde er 1966 zusammen gebaut und geprüft. Hier der Apparat weist schon den etwas moderneren Einspulen Wecker mit 1500 Ohm - Wicklung auf. Der obere alte Apparat hat den Zweispulen - Wecker mit 600 Ohm. Allerdings kann man von der Weckerbauart nicht generell auf die Bauzeit schließen. Es gab einige Hersteller, die auch später bzw. während der gesamten Herstellungszeit die Zweispulen - Wecker mit 600 Ohm verwendeten, während andere Produzenten mit dem Aufkommen der Einspulenwecker ausschließlich auf diese etwas empfindlicheren 1500 - Ohm Wecker umschwenkten.

links: Die Innenseite des W 49 im ungereinigten Zustand noch mit original “Bahnhofsstaub” aus früheren Jahrzehnten. Hier ein Nummernschalter in offener, ungekapselter Ausführung. Beim W 49 passten manche Staubschutzkappen einiger Nummernschalterversionen auch nicht in den runden Gehäuseaufsatz, der den Nummernschalter trug. In dem Fall musste man evt. vorhandene Staubschutzkappen eben abschrauben und weg lassen. Hier kann man auch sehr schön die Verschraubungen der Gabelhalterung vom Gabelumschalter erkennen, die man beim Umbau auf Tischapparat einfach nur zu lösen braucht, dann um 180° verdreht wieder anmontieren und ähnlich mit dem Aufsatz verfahren, der den Nummernschalter trägt - und fertig ist der Tischapparat.

rechts: Das im Gehäuse noch eingeklebte Schaltbild des W 49 mit Erdtaste. Die gleiche Schaltung, wie beim W 48. Unterschiede gab es wohl gelegentlich in der Ausführung der hinteren Klemmleiste, die es (je nach Hersteller ?) in zwei verschiedenen Aufteilungs - Bauformen gab.

Als es damals bei der Post noch die Altmaterial - “Schrottverkaufs” - Termine für derartiges Apparate - Material gab, war es immer sehr schwierig an brauchbare W 49 - Apparate zu gelangen, weil die dort nur selten auftauchten. Aber an einem Tag gegen Ende dieser “Schrottverkaufszeit”, wo schon keiner mehr mit rechnete, hatte man mal Glück und es standen gleich etliche zum Verkauf, vermutlich, weil gerade irgendwo in einem Betrieb eine ganze Armada von W 49 ausgemustert worden war.

links:

Noch ein paar Detailfotos.

Oben der Wecker - Kondensator, der über einen 100 Ohm - Widerstand zugleich auch als Frittschutz- / Funkenlöschkondensator für den Nummernschalter und  den Gabelumschalter dient. Diese bei “Postens” sehr häufig anzutreffenden Kondensatorbauformen im Alubechergehäuse, hier mit 1 µF - Kapazität, muten heute, gemessen an dem Kapazitätwert riesengroß an. Moderne Folienkondensatoren mit diesem Wert messen heute oft weniger als 5 % dieser Gehäusegröße. Aber damals waren vor allem hochwertig gefertigte und strapazierfähige Bauteile dieser Art meistens so groß. gehalten.

Unten der Übertrager in der bekannten Bauform, der in einem auch noch den 400 Ohm - Widerstand als bifilare Wicklung enthält (gegenläufige Wicklung, die dadurch magnetisch unwirksam ist, also rein als ohmscher Widerstand funktioniert). An der violetten Farbe der Wicklungs - Schutzfolie erkennt man sofort, dass es sich hierbei um eine “modernere” Ausführung handelt. Diese violetten Kunststoff - Folien wurden nämlich erst gelegentlich ab etwa 1962 und häufig ab etwa 1965 und später verwendet. Zwischen 1958 und 1962 waren diese Folien meist klar oder weiss und davor meistens braun aus mit Öl behandeltem Spezialpapier. Manche Hersteller blieben später auch bei der weissen Ausführung (meist SEL).

Weitere Infos und Fotos zum W 49 folgen demnächst.