NStAnl 770

Handvermittelte Nebenstellenanlage 770; für 10 Nebenstellen und 2 Amtsleitungen

Fabrikat: Hagenuk, Bj. 1962

Nebenstellenanlage 770
Tableau der Nebenstellenanlage 770

Die “770” ist eine eigentlich recht ungewöhnliche Konstruktion, da die Hauptstelle zugleich Apparat und Relaisschrank in einem ist. Das schwergewichtige Teil enthält nämlich nicht nur alle Haupt - Bedienelemente der Anlage, sondern auch innen alle Relais sowie sogar das 24 - Volt - Netzteil, welches die Betriebsspannung aus der Netzspannung gewinnt.

Diese Anlagen waren eigentlich relativ wenig verbreitet, weil Firmen meistens Wählanlagen als Nebenstellenanlage bevorzugten. Hier bei diesen Anlagen ist ja ein ständiger Personalbedarf zur Bedienung notwendig, sonst läuft gar nichts. Öfters kamen sie in Hotels und Pensionen oder ähnlichen Betrieben zum Einsatz, wo sie im Aufbau einfacher zu handhaben waren, als die früher gern verwendeten “Klappenschränke” oder Vermittlungsschränke. Vor allem nahmen sie nicht so viel Platz weg und konnten bei Bedarf (zB. bei Umbauarbeiten) auch leichter an einen anderen Standort verlegt werden. Sowohl die Verbindung interner Gespräche unter den einzelnen Nebenstellen, als wie auch Durchverbindungen mit den beiden Amtsleitungen waren nur handvermittelt per entsprechenden Tastenkombinationen möglich, also musste vor Ort ständig eine Bedienkraft vorhanden sein. Ein schönes Detail ist das aufwendig gestaltete Anzeigetableau, welches die Bedienkraft stets über die aktuellen Zustände in der Anlage informierte. Siehe auch auf dem unteren Detail - Foto, wo die erste Amtsleitung mit einem Anruf angezeigt wird.

Die Tastatur der Anlage hat in ihrer Gestaltung etwas von einer Schreibmaschinentastatur früherer mechanischer Schreibmaschinen - Tastaturen, wie sie in den sechziger Jahren üblich war. Die Tasten sind innen mechanisch sehr aufwendig konstruiert und verfügen teils sowohl über gegenseitige mechanische Auslösung, als wie auch über elektromagnetische Auslösung, z.B. beim Auflösen einer Verbindung durch Auflegen des Hörers. Als Nebenstellen kommen ganz normale Telefonapparte mit Nummernschalter zum Einsatz, es werden nur einfache zweiadrige Zuleitungen zu jeder Nebenstelle benötigt, was also einen geringen Installationsaufwand bedeutet. Beim Ausheben des Handapparates von einer Nebenstelle summt es in “der Kiste” dieses Hauptstellengeräts und ein Schauzeichen zeigt an, welche Nebenstelle sich um eine Verbindung bemüht. Für Gespräche auf eine der beiden Amtsleitungen kann jede Nebenstelle dann den eigenen Nummernschalter zur Anwahl des gewünschten Teilnehmers nutzen, wenn sie zuvor über diese Anlage hier von Hand mit einer Amtsleitung verbunden wurde. Natürlich kann die Hauptstelle auch die Verbindung vorher komplett aufbauen und dann die bestehende Verbindung an jede Nebenstelle weiterschalten. Wenn beim Kunden ausschließlich diese Vorgehensweise genutzt wird, können als Nebenstellen auch Apparate ohne Nummernschalter eingesetzt werden, da dieser ja nur für selbst aufgebaute Wählverbindungen ins Postnetz gebraucht wurde, wenn man zuvor von der Hauptstelle mit einer Amtsleitung verbunden wurde. Für die internen Verbindungen unter den einzelnen Nebenstellen ist bei der Anlage kein Nummernschalter erforderlich, da diese ja an dieser Zentrale von Hand zusammen geschaltet werden. Diese internen Verbindungen innerhalb der Anlage konnten nur von Hand durch das Drücken der entsprechenden Tastenkombinationen auf dem Anlagenpult zusammengeschaltet werden. Der Ablauf der Bedienweise für interne Verbindungen ist ähnlich, wie bei alten Verbindungsschränken, nur mit dem zeitgemässen Unterschied, dass hier keine Kabelstrippen mehr in Klinkenbuchsen gesteckt werden müssen, sondern reine Tastendrücke die Verbindungen schaffen. Man könnte die Art und Weise der Verschaltung interner Gespräche auch ein wenig mit der Funktion zur Schaltung von Fahrstraßen in einem Eisenbahn - Stellwerk vergleichen .

Weitere Infos über diese sehr schöne Anlage folgen später.