Kurioses

Hier werden einige Dinge vorgestellt, die eher ein wenig kurios anmuten, es aber nicht immer sind.

Erlangmeter

Sieht aus wie ein Stromzähler, ist aber keiner: das Erlangmeter.

Erlangmeter wurden u.a. dazu verwendet, um die Auslastung von Vermittlungsstellen und einzelnen Schaltgruppen innerhalb von Vermittlungsstellen zu ermitteln. Technisch gesehen hat so ein Erlangmeter durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Stromzähler, hier allerdings für Gleichstrom. Vereinfacht gesagt werden hier Amperestunden gezählt und im Zusammenhang mit “geflossenem Strom” innerhalb einer bestimmten Zeiteinheit von dem Gerät über Quecksilberschalter Impulse erzeugt, die dann ihrerseits wiederum zur Auswertung und weiteren Berechnung der Auslastung erfasst und gezählt werden. Zur korrekten Funktion benötigt es neben dem durchgeschleiften Gleichstrom, den die Vermittlungstechnik “zieht” zudem normale Netzspannung (220 V) als Hilfsspannung.

Das hier abgebildete, gut erhaltene Gerät stammt aus dem Baujahr 1958.

Näheres dazu folgt später.


Das T & N - Universalschaltgerät S2e-106

Ein universell einsetzbares Umschaltgerät, welches dem jeweiligen Gebrauchszweck mit wenig Aufwand angepasst werden konnte.

T & N - Schaltgerät S2e-106

Vielleicht nicht wirklich kurios, aber immernhin relativ selten ist dieses T & N - Umschaltgerät. Es konnte, je nach Beschaltung für die verschiedensten Zwecke innerhalb der Fernmeldetechnik sowie in artverwandten Bereichen eingesetzt werden. Es verfügt über 5 Leucht - Drucktasten im Stile der großen Zentral - Apparate, deren Leuchtbirnchen (24 Volt - Fernmelde - Stecklämpchen) sich bei Bedarf auch separat unabhängig von der jeweiligen Schalterstellung ansteuern ließen. Die Schalter waren als Tasten mit Einrastfunktion konzipiert. Das hier gezeigte Gerät war früher einmal in einer großen Nebenstellenanlage im Einsatz, um im Feierabend- / Nachtbetrieb ankommende Anrufe auf einem Serviceanschluß zu einer Auswahl von bestimmten Nebenstellen umzuleiten, die hiermit festgelegt wurden. Diese Schaltgeräte gab es auch noch in einer Ausführung 107, die zusätzlich noch über einen Wandbeikasten mit etlichen Oval -Relais und ein Netzteil verfügte, um die Umschaltmöglichkeiten zu erhöhen. Weiterhin gab es auch zweireihige Ausführungen mit 10 Tasten. Das abgebildete Gerät stammt von 1963.


Pegelgenerator mit Überwachungseinrichtung und Ersatzgenerator Mix & Genest 3 RS 04

Eine eher selten anzutreffende Baugruppe zur elektronischen Erzeugung eines 800 Hz / 1 KHz - Prüfpegels mit automatischer Überwachung und Ersatzgenerator, der bei Ausfall des ersten Generatorteils automatisch dessen Funktion übernimmt.

Pegelgenerator Mix & Genest 3 RS 04
Pegelgenerator Mix & Genest 3 RS 04, Typenschild

Das Gerät aus dem Baujahr 1962 erzeugt elektronisch mit Transistoren der alten OC - Baureihe einen sinusförmigen Prüf- und Leerlauf - Überwachungspegel von (umschaltbar) 800 oder 1000 Hz der Bezugsgröße 0 dB.

Im Gehäuse befinden sich zwei baugleiche Pegelerzeuger - Baugruppen sowie eine relativ aufwendige Überwachungselektronik, die beim Ausfall oder bei Pegelschwankungen innerhalb der gerade aktiven Baugruppe automatisch auf die andere umschaltet und zeitgleich ein Alarmsignal absetzt. Das Gerät ist für Gestellrahmeneinbau konzipiert, kann aber auch einzeln verwendet werden. Ferner kann es an unterschiedlichen Steckanschlüssen einer Messerkontaktleiste (hinten) wahlweise sowohl mit Gleichspannungen von 24 Volt oder wahlweise mit 60 Volt betrieben werden.


Sonderdienstgeräte / Zubehör

Handbedienter Gebührenzählsatz

innerbetrieblich für Auftragsdienstplätze im früheren Fernsprech - Auftragsdienst

Früher gab es den Bereich der so genannten Sonderdienste, dazu zählten Dinge, die nicht zur Abwicklung des normalen Fernsprechverkehrs nötig waren, die also gewissermaßen eine Ergänzung oder eine “Besonderheit” darstellten. Genauer gesagt fielen darunter u.a. die Fernsprech - Inlands- und Auslandsauskunft, das handvermittelte Fernamt (war damals für manche Auslandsanrufe in bestimmte Länder sogar noch nötig, weil es dorthin teils bis in die 1980er Jahre keinen Selbstwählferndienst gab), weiterhin fielen unter die Sonderdienste Einrichtungen wie die Ansagedienste (Kinoansage, Zeitansage, Fahrplanansagen, Wetteransagen uvm.), der Fernsprech - Auftragsdienst und der bekannteste dürfte sicherlich der Notrufdienst mit den Nummern 110 und 112 sein, der auch zu den Sonderdiensten zählte.

Dem Fernsprechauftragsdienst konnten Teilnehmer verschiedenartige Aufträge erteilen, z.B. einen Weckdienst, wo dann manuell zu einem zuvor vereinbarten Zeitpunkt der Kunde per Telefonanruf geweckt wurde. Dafür gab es später sogar halbautomatische Weckplätze. Andere typische Aufträge waren z.B. das Entgegennehmen von Anrufen während Abwesenheit (z.B. während Ferienzeiten bei dann geschlossenen Geschäft oder Betrieb), das wurde z.B. gerne von Theatern und ähnlichen Bühnenbetrieben genutzt, um während spielfreien Zeiten Anrufer auf den Beginn der neuen Spielzeiten  hinzuweisen. Die Bearbeitung dieser Aufträge geschah manuell von bestimmten Arbeitsplätzen, die meist an größeren HVSt - oder KVSt - Standorten angesiedelt waren und das kostete natürlich spezielle Gebühren, die wiederum zeitabhängig waren.

Genau da kommt jetzt unser handbedienter Gebührenzählsatz ins Spiel. Bei Beginn der Auftragsbearbeitung wurde am Standort des Fernsprech - Auftragsdienstes in dem Bearbeitungsplatz, wo diese Art von Zählern eingebaut war, mit der “An” - Taste der Zählvorgang gestartet. Mit einem bestimmten Zeittakt (der von der gerade gültigen Gebührenordnung abhängig war) wurde dann der Zähler solange automatisch weiter hoch gezählt, bis die Bedienkraft auf “Ab” drückte, was geschah, wenn die Bearbeitung beendet war. Der dann angezeigte Gebühreneinheitenwert wurde auf einer Auftragskarte notiert und dem Teilnehmer mit auf der normalen Telefonrechnung in Rechnung gestellt.

Hier war ein spezielles Zählwerk von T & N - verbaut, welches elektrisch auf 000 zurück gestellt werden konnte, z.B. beim erneuten Drücken von “An” beim nächsten Start oder beim zweimaligen Drücken von “Ab”.

rechts:

Der handbediente Gebührenzählsatz von hinten. Wie man sieht, ist das hier ein Gerät, bei dem die komplette Verdrahtung fehlt. Zur Funktion wurde dieser Einsatz mit weiterer Technik verkabelt, die sich meist in Relaisschienen im Rückteil, im Untertisch oder im Standfuß des schreibtischähnlichen Abfrageplatzes befand. Oben rechts sieht man noch ein kleines Kammrelais, welches in manchen Versionen des Gerätes für bestimmte automatisierte Schaltfunktionen, z.B. ab einem bestimmten Zählerstand auslösen konnte (das spezielle Zählrelais hatte in manchen Ausführungen neben der elektrischen Rückstellwicklung auch noch Dekadenkontakte sowie einen Kontakt für die 000 - Stellung, zum Auslösen von Schaltvorgängen, daher die vielen Anschluß - Stifte auf dessen Rückseite).


Spezialmikrofon für Ansagen - Aufnahmegeräte / Magnetplatten - Aufnahmegeräte

Spezialmikrofon für Ansagegeräte

links:

Ein Spezialmikrofon für Ansagen - Aufnahmegeräte, Hersteller Gesamtgerät Assmann / innerer Mikrofonteil Beyer, Baujahr 1956

Im Fernmeldebereich gab es die unterschiedlichsten Ansagen, die meist von Magnetplatten - Ansagegeräten abliefen. Das waren Magnetplatten, in der Größe wie eine Langspielplatte (30 cm), meist beidseitig mit Magnetfolie (wie Tonbandmaterial) beschichtet. Um diese Platten zu besprechen bzw. zu vertonen gab es bundesweit einige kleine Aufnahmestudios bei der Post, u.a. eines in Köln, den dortigen Sonderdiensten angegliedert. Die Aufnahmegeräte glichen in etwa den Abspielgeräten, nur eben mit der zusätzlichen Aufnahmefunktion.

Spezialmikrofon für Ansagegeräte
Spezialmikrofon für Ansagegeräte, Rändelschraube für die Empfindlichkeit

Beim Besprechen der Magnetplatten musste man vom Mikrofon aus Start und Ende der Tonspur / der Platte steuern können, da hierbei nicht viel Zeit verloren gehen durfte, deshalb der Schalter gleich im Mikrofon.

Für heutige Verhältnisse in mehrerlei Hinsicht ein recht kurioses Mikrofon, einerseits wegen dem Aussehen, aber vor allem, weil man am Mikrofon selbst oben an einem Rändelrädchen die Emfpindlichkeit (Lautstärke) des Mikrofons einstellen konnte. Das geschah aber nicht etwa elektrisch über ein Potentiometer, sondern rein mechanisch durch eine Abdämpfung der Mikrofon - Membrane, die mechanisch mit diesem Rändelrädchen über ein Gewinde mehr oder weniger dagegen drückte (oder gar nicht, bei ganz herausgedrehter Stellung). Diese etwas seltsame Art der Beeinflussung und die ziemlich heftige Übertragung von Klackgeräuschen, “Trittschall” und sonstigen Störungen durch diese Mikrofonbauweise stetzte sich allerdings nicht durch und wurde alsbald (etwa ab 1960) gegen normale Mikrofone, wie man sie aus der Tonstudiotechnik kennt, mit entsprechenden Zusatzgeräten ausgetauscht. So dürfte dieses übrig gebliebene, schon vor über 50 Jahren ausgemusterte Teil, sicher eines der wenigen dieses Typ sein, die bis heute überlebt haben.

Das Gehäuse ist, wie könnte es für die goldenen 50iger Jahre anders sein, aus Bakelit, allerdings nicht die Bodenplatte, die ist aus extrem dickem, schweren Metall.


Winziger Krachmacher: ein AEG - Wechselstromsummer FS 250

Wechselstromsummer FS 250

Wechselstromsummer AEG - FS 250, Baujahr 1960

Ein auf den ersten Blick völlig unscheinbares Bauteil, der Wechselstromsummer FS 250, der gerade mal 2 cm lang, 1 cm breit und 1,2 cm hoch ist - welches aber bei der richtigen Montage einen Höllenlärm erzeugt, der ganze Industriehallen auf sich aufmerksam machen kann. Der Summer arbeitet mit 220 Volt / 50 Hz und ist genau betrachtet sehr einfach gebaut. Eine Spule, ein mit Federblech darüber angenieteter Anker auf dem Joch, fertig, das ist im Prinzip schon alles. Durch die Wechselspannung schwingt der Anker kräftig mit 50 Hz bzw. mit 100 Hz (bei jeder Halbwelle) und das Ding brummt heftig.

Aber jetzt kommt erst der Clou dabei, auf den es ankommt, um dem Winzling seine akustische Durchdringkraft zu verleihen. Ist das Brummen für sich schon recht laut, so sollte dieser Summer (laut Herstelleranleitung) im Idealfall auf einer Blechplatte oder noch besser auf einem geformten, einseitig offenen Blechkasten aus 0,5 bis 1 mm dickem Stahlblech montiert werden. So war hier der Summer auf einem unscheinbaren, einseitig offenen, schwarzen Blechkasten montiert, dessen offens Ende wie ein “Schalltrichter” von der Decke herab in eine große Industriehalle ragte. Dabei war der Kasten selbst etwa 30 x 10 x 20 cm groß, mehr nicht, und wurde mit 2 Gummidämpfern an Schrauben unter der Decke nach unten strahlend montiert. Legte man nun 220 V - Wechselpannung an den Summer an, der ja fest mit dem Kasten verschraubt war, brachte er diesen ganzen Blechkasten derart in Schwingung, dass ein ohrenbetäubender, tiefer lauter Brumm - und Summton entstand, den man an keiner Stelle der Halle überhören konnte, der jedes Maschinengeräusch auf sonore Weise übertönte und selbst draussen noch auf einem Freigelände in 50 m Entfernung zu hören war. Gekoppelt mit einem Quecksilber - Starkstrom - Anschalterelais zeigte der Summer dann eintreffende Anrufe an, die in einem angrenzenden Meister - Büro an einem bestimmten Telefonanschluß eintrafen. Er hatte somit die Funktion eines zweiten Weckers.

Wechselstromsummer FS 250
Wechselstromsummer FS 250 von oben

Hier sieht man sehr schön, die einfache, aber stabile Konstruktion des Winzlings mit der erstaunlichen Brüllkraft. Das Prinzip, welches dahinter steckte war, mit seinen Schwingungen eine Art Resonanzmasse in Schwingung zu versetzen, die dann zu dem furiosen Lärmerlebnis führte, welches niemand überhören konnte. Der Summer hatte eine Leistungsaufnahme von nur etwa 15 Watt, die aber ordentlich in Lärm umgesetzt wurden, sofern man für eine optimale Montage auf einem schwingfähigem Resonanzkörper sorgte. Das Bauteil war nicht dauerbetriebstauglich (Überhitzungsgefahr der Spule), nach rund einer Minute “Dauerbrüllen” war Abkühl - Pause angesagt. Aber in der Funktion als erweiterter zweiter Wecker mit jeweils einsekündigen Aktionen und anschließend 4 Sekunden Pause, war er in seinem Element.


Sondernummernschalter / Prüfnummernschalter

Sonder- und Prüfnummernschalter, Fabrikat SEL. Baujahr 1971

Ein Nummernschalter nicht mit 10 Ziffern (1 bis 0) sondern mit 12 Ziffern (1 bis 12), das mag manchem wie ein Scherzartikel vorkommen, den vielleicht einige Karnevalisten unter den Fernmeldeleuten selbst gebaut haben - aber dann würde er ohnehin nur bis zur magischen Karnevalszahl 11 reichen. Das ist hier keinesfalls ein Scherzartikel, sondern ein Sondernummernschalter, der sogar zwei nsi - Impulskontakte hat. Er diente zur Einwahl in bestimmte Prüfnetze von speziellen Prüfplätzen aus. Es gab auch andere Ausführungen, wo nur die normalen Ziffernfolgen 1 bis 0 äusserlich erkennbar waren, bei denen man aber über eine zusätzliche Taste die Funktion des nsr -  Kontaktes abschalten konnte und somit stets 2 Impulse mehr hatte, als die gewählte Ziffer eigentlich hergab, das war in der Bedienung bei den Prüfplätzen zu umständlich, daher wurde diese spezielle Form des Sondernummernschalters produziert.

Auch in bestimmten Prüfgeräten / Prüfstationen der Vermittlungstechnik / Ferntechnik wurde dieser Nummernschalter eingesetzt.

rechts:

Das technische Innenleben mit 2 nsi - Kontakten, die über die umfangreichere Verdrahtung auch nach außen geführt sind.

Auch für bestimmte Funktionen in den Sonderdiensten, zB. im Auftragsdienst und handvermittelten Ferndienst wurden diese Sondernummernschalter zuweilen benötigt, zB. um über das mit Wahl der 12 erreichbare Prüfnetz bestimmte Funktionen zu prüfen oder zu ermöglichen, die über das normale Netz so nicht möglich waren.

 

links:

Hier noch ein genauerer Blick von oben auf die beiden nsi - Impulskontakte (links bis mittig).